Zusammenfassung: "EMILeA-stat: Multimediales und interaktives Statistiklernen"
In einem aus drei Teilen bestehenden Vortrag werden das anwendungsorientierte System EMILeA-stat vorgestellt sowie interaktive Graphiken als ein integraler und bedeutsamer Bestandteil präsentiert und didaktisch-methodische Aspekte erläutert.
1. Das System EMILeA-stat
Zur Entwicklung einer multimedialen, internetbasierten und
interaktiven Lehr- und Lernumgebung in der angewandten Statistik
(im weitesten Sinne) wird das Projekt mit dem Arbeitstitel "e-stat"
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f) im Programm
"Neue Medien in der Bildung (Förderbereich Hochschulen)" mit einer
Laufzeit von drei Jahren seit April 2001 gefördert. Das Projekt wird
unter der eingetragenen Marke EMILeA-stat durchgeführt und im Internet
unter www.emilea.de präsentiert. An der
Entwicklung des Systems arbeiten
sieben Universitäten in einem Verbundprojekt zusammen. Neben der Universität
Oldenburg als federführender Hochschule sind dies die Universität Bonn,
die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universitäten Dortmund, Karlsruhe,
Münster und Potsdam. Kernmerkmale der Lehr- und Lernumgebung EMILeA-stat
sind u.a. Multimedialität, Internetbasiertheit und Interaktivität,
Ausbildung im Bereich quantitativer Methodik in Schulen, in diversen
Studiengängen und in berufsbegleitenden Fortbildungsmaßnahmen mit einem
System (Lehr- und Lernunterstützung und internetbasiertes Studium),
Einbindung anwendungsnaher Views und Szenarien, Berücksichtigung des
Erfahrungshintergrunds von Nutzerinnen und Nutzern durch verschiedene
Abstraktionsebenen sowie flexible Gestaltungsmöglichkeiten von Kursen für
spezielle Zielgruppen. Es werden Materialien zum Stochastikunterricht in
der Schule und Bausteine für Veranstaltungen zum Computer-Einsatz im
schulischen Mathematik-Unterricht zur Verfügung stehen.
2. Interaktive Grafiken in der elementaren Statistik
Im Vortrag werden ausgewählte Beispiele interaktiver Elemente aus
EMILeA-stat vorgestellt. Grundsätzlich wird zu jedem Applet eine
Benutzungsanleitung und eine Handlungsanweisung angegeben, die den
Anwender auf gewünschte Beobachtungen und Effekte hinführen. Applikationen
dieser Art können von Lehrenden in Präsenzveranstaltungen, wie z.B. in
Unterricht, Vorlesungen und Übungen, genutzt werden, um Verfahren zu
vorzustellen und deren Eigenschaften und Problemen zu erläutern. Dem
Lernenden dienen sie zum selbstentdeckenden Lernen und zur Vertiefung von
Lerninhalten aus Unterricht, Vorlesungen und Übungen.
3. Didaktisch-methodische Aspekte des schulspezifischen Kurses in EMILeA-stat
Der Lernerfolg einer Lernumgebung wird nicht nur durch die technische Umsetzung
determiniert, vielmehr kommt der didaktisch sinnvollen Gestaltung zentrale
Bedeutung zu. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse der PISA-Studie
verdeutlichen, dass sich das Lernen nicht auf reproduzierbares Faktenwissen
beschränken darf. Vielmehr sollte dieses Faktenwissen zur Anwendung neuer
Wissensbereiche kommen und sowohl flexibel als auch prozessorientiert in
neuen Lehr- und Lernarrangements zum Einsatz kommen (Reinmann-Rothmeier &
Mandl 2001, 626). Im Sinne dieses lerntheoretischen Ansatzes finden in der
Umsetzung der Lernumgebung EMILeA-stat folgende Prinzipien Berücksichtigung,
deren Implementierung beschrieben wird: Lernen ist ein selbstgesteuerter,
aktiver, situativer und konstruktiver Prozess. Lernen wird im Schülerkurs
nicht als eine lineare Abfolge von Wissenseinheiten verstanden, sondern
als eine komplexe Problemstellung, in der situiertes Wissen entsteht.
Durch Auswahlmöglichkeiten und die aktive Beteiligung entscheiden die
Schülerinnen und Schüler selbst, wie intensiv sie sich mit den
verschiedenen Problematiken auseinander setzen möchten. Grundsätzlich
wird im Schülerkurs das Lernen als ein konstruktiver Prozess gestaltet,
in dem auf bereits vorhandene Kenntnisse und Fähigkeiten aufgebaut wird.
Insgesamt eröffnet sich in dieser Lernumgebung eine neue Perspektive des
Lernens, denn es gelingt besonders gut, komplexe authentische Situationen
realitätsnah zu präsentieren und den Lerngegenstand aus differenzierten
Blickwinkeln, in verschiedenen Kontexten und auf unterschiedlichen
Abstraktionsniveaus darzustellen. Das Interesse am Gegenstand, flexibles
Denken, die Entwicklung adäquater mentaler Modelle und anwendbares Wissen
stehen dabei im Vordergrund.
Issing, J. L., Klimsa, P. (1997). Information und Lernen mit Multimedia. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Reinmann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (2001). Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp & B. Weidenmann, Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz, S. 601 646.
Stark, R. & Mandl, H. (2000). Konzeptualisierung von Motivation und Motivierung im Kontext situierten Lernens. In U. Schiefele & K.-P. Wild, Interesse und Lernmotivation Untersuchungen zu Entwicklung, Förderung und Wirkung. Münster: Waxmann Verlag, S. 95 116.