Herbsttagung des Arbeitskreises "Stochastik in der Schule" (Dortmund, 10.-12.11.2002)

Die Herbsttagung des Arbeitskreises "Stochastik in der Schule" in der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik e.V. vom 10. bis 12. November 2002 in Dortmund steht unter dem Thema "Stochastiklernen und Neue Medien" ( http://www.ph-ludwigsburg.de/ak-stochastik/).

Das Projekt e-stat wurde dort von Erhard Cramer, Katharina Cramer, Udo Kamps, Petra Lipinski und Claudia Pahl mit dem Vortrag "EMILeA-stat: Multimediales und interaktives Statistiklernen" vorgestellt.

Zusammenfassung: "EMILeA-stat: Multimediales und interaktives Statistiklernen"

In einem aus drei Teilen bestehenden Vortrag werden das anwendungsorientierte System EMILeA-stat vorgestellt sowie interaktive Graphiken als ein integraler und bedeutsamer Bestandteil präsentiert und didaktisch-methodische Aspekte erläutert.

1. Das System EMILeA-stat
Zur Entwicklung einer multimedialen, internetbasierten und interaktiven Lehr- und Lernumgebung in der angewandten Statistik (im weitesten Sinne) wird das Projekt mit dem Arbeitstitel "e-stat" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f) im Programm "Neue Medien in der Bildung (Förderbereich Hochschulen)" mit einer Laufzeit von drei Jahren seit April 2001 gefördert. Das Projekt wird unter der eingetragenen Marke EMILeA-stat durchgeführt und im Internet unter www.emilea.de präsentiert. An der Entwicklung des Systems arbeiten sieben Universitäten in einem Verbundprojekt zusammen. Neben der Universität Oldenburg als federführender Hochschule sind dies die Universität Bonn, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universitäten Dortmund, Karlsruhe, Münster und Potsdam. Kernmerkmale der Lehr- und Lernumgebung EMILeA-stat sind u.a. Multimedialität, Internetbasiertheit und Interaktivität, Ausbildung im Bereich quantitativer Methodik in Schulen, in diversen Studiengängen und in berufsbegleitenden Fortbildungsmaßnahmen mit einem System (Lehr- und Lernunterstützung und internetbasiertes Studium), Einbindung anwendungsnaher Views und Szenarien, Berücksichtigung des Erfahrungshintergrunds von Nutzerinnen und Nutzern durch verschiedene Abstraktionsebenen sowie flexible Gestaltungsmöglichkeiten von Kursen für spezielle Zielgruppen. Es werden Materialien zum Stochastikunterricht in der Schule und Bausteine für Veranstaltungen zum Computer-Einsatz im schulischen Mathematik-Unterricht zur Verfügung stehen.

2. Interaktive Grafiken in der elementaren Statistik
Im Vortrag werden ausgewählte Beispiele interaktiver Elemente aus EMILeA-stat vorgestellt. Grundsätzlich wird zu jedem Applet eine Benutzungsanleitung und eine Handlungsanweisung angegeben, die den Anwender auf gewünschte Beobachtungen und Effekte hinführen. Applikationen dieser Art können von Lehrenden in Präsenzveranstaltungen, wie z.B. in Unterricht, Vorlesungen und Übungen, genutzt werden, um Verfahren zu vorzustellen und deren Eigenschaften und Problemen zu erläutern. Dem Lernenden dienen sie zum selbstentdeckenden Lernen und zur Vertiefung von Lerninhalten aus Unterricht, Vorlesungen und Übungen.

3. Didaktisch-methodische Aspekte des schulspezifischen Kurses in EMILeA-stat
Der Lernerfolg einer Lernumgebung wird nicht nur durch die technische Umsetzung determiniert, vielmehr kommt der didaktisch sinnvollen Gestaltung zentrale Bedeutung zu. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse der PISA-Studie verdeutlichen, dass sich das Lernen nicht auf reproduzierbares Faktenwissen beschränken darf. Vielmehr sollte dieses Faktenwissen zur Anwendung neuer Wissensbereiche kommen und sowohl flexibel als auch prozessorientiert in neuen Lehr- und Lernarrangements zum Einsatz kommen (Reinmann-Rothmeier & Mandl 2001, 626). Im Sinne dieses lerntheoretischen Ansatzes finden in der Umsetzung der Lernumgebung EMILeA-stat folgende Prinzipien Berücksichtigung, deren Implementierung beschrieben wird: Lernen ist ein selbstgesteuerter, aktiver, situativer und konstruktiver Prozess. Lernen wird im Schülerkurs nicht als eine lineare Abfolge von Wissenseinheiten verstanden, sondern als eine komplexe Problemstellung, in der situiertes Wissen entsteht. Durch Auswahlmöglichkeiten und die aktive Beteiligung entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst, wie intensiv sie sich mit den verschiedenen Problematiken auseinander setzen möchten. Grundsätzlich wird im Schülerkurs das Lernen als ein konstruktiver Prozess gestaltet, in dem auf bereits vorhandene Kenntnisse und Fähigkeiten aufgebaut wird. Insgesamt eröffnet sich in dieser Lernumgebung eine neue Perspektive des Lernens, denn es gelingt besonders gut, komplexe authentische Situationen realitätsnah zu präsentieren und den Lerngegenstand aus differenzierten Blickwinkeln, in verschiedenen Kontexten und auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus darzustellen. Das Interesse am Gegenstand, flexibles Denken, die Entwicklung adäquater mentaler Modelle und anwendbares Wissen stehen dabei im Vordergrund.


Issing, J. L., Klimsa, P. (1997). Information und Lernen mit Multimedia. Weinheim: Psychologie Verlags Union.

Reinmann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (2001). Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp & B. Weidenmann, Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz, S. 601 646.

Stark, R. & Mandl, H. (2000). Konzeptualisierung von Motivation und Motivierung im Kontext situierten Lernens. In U. Schiefele & K.-P. Wild, Interesse und Lernmotivation Untersuchungen zu Entwicklung, Förderung und Wirkung. Münster: Waxmann Verlag, S. 95 116.

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